Die Forderung des gleichen Lohnes für gleiche Arbeit ist keinesfalls eine, die in jüngeren gesellschaftspolitischen Bewegungen entstand. Im Gegenteil, schon die Frauen, die für ein Wahlrecht kämpften, stellten diese. Somit reicht sie mehr als 100 Jahre zurück und findet ihre Wurzeln in der Arbeiter:innenbewegung. Doch im Gegensatz zum Wahlrecht, dass 1918 für Frauen in Deutschland durch die Arbeiter:innenkämpfe eingeführt wurde, ist die Forderung auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit bis heute nicht erfüllt.
Umso deutlicher wird es, dass wir uns nach wie vor in einer Gesellschaft befinden, in der rund die Hälfte der Bevölkerung aufgrund ihrer weiblichen biologischen Geschlechtsmerkmale unterdrückt wird. In vielen Berufsgruppen werden Frauen nicht als gleichwertig anerkannt und Arbeitgeber entlohnen diese schlechter. Dass Frauen arbeiten dürfen, wurde bereits während der industriellen Revolution umgesetzt. Jedoch hat es nicht dazu geführt, dass sie gleichwertige Rechte und Möglichkeiten wie männliche Arbeitskräfte erhielten. Im Gegenteil: Die Kapitalisten sahen in Frauen eine billige Arbeitskraft und die Möglichkeit, durch sie Lohnsenkungen umzusetzen. Damit wurde nicht die Wahlfreiheit geschaffen, wer von beiden sich der Lohnarbeit hingibt, um die Familie zu versorgen, sondern führte dazu, dass beide Elternteile eines Haushalts oft arbeiten müssen, um die nötigen Kosten zu decken. Auch eingeführte Konzepte der Elternzeit sind so konzipiert, dass es sich in den meisten Fällen nicht rentiert, dass der Mann zu Hause bleibt, da er durch die nach wie vor vorhandenen Lohnunterschiede weiterhin der besser Verdienende ist. Somit sind besonders alleinerziehende Frauen sowie lesbische Paare besonders von Armut bedroht. Wird der Faktor des Migrationshintergrundes noch hinzu genommen stellen migrantische Frauen die unterste Schicht unserer Gesellschaft dar und finden sich am häufigsten in Armutsverhältnissen wieder.
In vielen Tarifverträgen wurde die Forderung des gleichen Lohnes für gleiche Arbeit bereits integriert und findet Anwendung. Doch sind wir noch weit davon entfernt, dass diese für die gesamte Gesellschaft zugänglich ist. Eine weitere essenzielle Forderung bezüglich des gleichen Lohnes für gleiche Arbeit ist die Lohnangleichung und gleichwertige Anerkennung verschiedener Berufsgruppen. Am Beispiel eines Krankenhauses lässt sich dieses verdeutlichen. Ein Chefarzt kann locker 30.000 Euro brutto monatlich verdienen, ein Chirug ca. 9.000 Euro brutto, ein Krankenpfleger hingegen lediglich ca. 2.800 Euro brutto und eine Putzkraft ca. 1.700 Euro brutto. Nebenbei erwähnt ist der Inhaber der Asklepioskliniken Broermann 3,6 Milliarden Euro schwer. Um ein Krankenhaus am Laufen zu halten, Patient:innen zu versorgen und die Verbreitung von Krankheiten zu verhindern sind jedoch all diese lohnarbeitenden Berufsgruppen notwendig und neben einer sozialen Anerkennung für die Wichtigkeit ihrer Tätigkeit für unsere Gesellschaft ist es ebenso unabdingbar sie angemessen zu bezahlen und würdevolle Arbeitsbedingungen zu schaffen. Nach wie vor werden Berufsgruppen, in denen sich zum größten Teil Frauen verorten, deutlich schlechter entlohnt als so genannte „Männerberufe“. Doch stellen Pflegekräfte, Erzieher:innen, Sozialarbeiter:innen, Lehrkräfte, Putzkräfte, etc. einen elementaren Teil dar, um unsere Gesellschaft zu reproduzieren und zu erhalten.
Somit fordern wir gleichen Lohn für gleiche Arbeit und die Lohnangleichung aller Berufsgruppen und eine würdevolle Anerkennung aller Tätigkeiten!