Wir beteiligten uns gestern an mehreren Aktionen zum internationalen Frauenkampftag im Hamburg.
Am Morgen nahmen wir gemeinsam mit knapp 2000 Genoss:innen, Kolleg:innen und Sympathisant:innen an der Streik-Demo des kommunalen Sozial- und Erziehungsdienstes teil. Der Demonstrationszug führte aus der Hafencity, entlang am Arbeitgeberverband, durch die Innenstadt bis hin zum Gewerkschaftshaus.
Wir finden die konkrete Solidarität und somit auch die Beteiligung an Arbeitskämpfen wichtig, da die Beschäftigten für längst überfällige Verbesserungen ihrer Arbeits- und somit auch ihrer Lebensqualität kämpfen. Besonders soziale, „typische Frauenberufe“, die einen wesentlichen Anteil zu der Reproduktion unserer Gesellschaft ausmachen, werden historisch schlecht entlohnt und auch die mangelhaften Arbeitsbedingungen sind für nahezu alle Beschäftigten in diesem Sektor seit Jahrzehnten ein Dorn im Auge.
Wir wollen auch in Zukunft Streikende unterstützen und eine Zusammenarbeit mit Genoss:innen in betrieblichen Kämpfen forcieren.
Doch da wir auch überzeugt davon sind, dass es weder Sozialpartnerschaften, noch irgendwelche Reformen innerhalb des kapitalistischen Systems sein werden, die uns unsere Befreiung – die Befreiung der Arbeiter:innenklasse – bringen wird, war es für uns unverzichtbar, unseren Ausdruck mit einem klaren revolutionären Anspruch zu untermalen.
Deshalb lautete unsere Parole: Für Frauenstreik und Revolution!
Diese Parole ließ sich im Rahmen der diesjährigen 8. März-Mobilisierung ebenfalls in einigen anderen Städten wiederfinden.
Nach einer solidarischen Mittagspause, die einige Genossen im Lüttje Lüüd organisiert hatten, zogen wir dann am Abend zu einem Finger der Sternmarsches des 8M-Bündnisses.
In diesem Finger wurde die Solidarität mit den Streikenden thematisiert und zugleich in vielen Reden auch eine revolutionäre Perspektive aufgezeigt. Auch sahen wir einige Genoss:innen wieder, die wir bereits auf der morgendlichen Demo angetroffen hatten.
Selbstkritisch betrachten wir den Aspekt, dass unser Teil des Fingers sehr unorganisiert auftrat. Das lag unter anderem daran, dass wir uns selbst nicht aktiv an der Organisation der Demo/in dem Bündnis beteiligt hatten.
Allerdings hat die ausbleibende Beteiligung an dem Bündnis unsererseits auch triftige Gründe. Wir halten nicht für richtig, den Frauenkampftag gemeinsam mit Jugendgruppen der Regierungsparteien zu organisieren. Parteien, die dafür verantwortlich sind, dass die Bundeswehr mit 100 Milliarden Euro aufgerüstet werden soll, während zum Beispel kein Geld für Bildung, Geflüchtete vor dem Ukraine-Konflikt oder gar eine angemessene Entlohnung von sogenannten „systemrelevanten“ Berufen während der Corona-Pandemie da war.
Gemeinsam mit Jugengruppen derer Parteien demonstrieren, die bereits nach wenigen Monaten nahezu all ihre Wahlversprechen gebrochen haben und ganz davon abgesehen auch sonst herzlich wenig gegen die Unterdrückung der Frau tun.
Mit solchen Kräften, die den Kapitalismus bestenfalls reformieren wollen, wollen wir ebenso wenig am 8. März auf die Straße gehen wie mit anderen Gruppen, die sich positiv auf die Entmenschlichung von Frauen in Form von Prostitution beziehen.
Wir finden es gut, dass es bei der Sternendemo auch Finger gab, bei denen allgender willkommen waren. Für uns ist die Befreiung der Frau nicht loszulösen von der Befreiung der gesamten Gesellschaft. Innerhalb des patriarchalen kapitalistischen Systems ist der Mann zwar ein großer Teil des Problems, jedoch nicht unser Hauptfeind. Der Hauptfeind ist und bleibt die Kapitalistenklasse im eigenen Land und diese können wir nur gemeinsam stürzen. Deshalb ist es für uns wichtig, dass auch unsere männlichen Genossen am Frauenkampf teilnehmen und somit auch am 8. März mit uns auf die Straße gehen.
Wir danken den Organisator:innen des lautstarken und kämpferischen Fingers, an dem wir am Abend teilnahmen, um unsere Wut auf das Patriarchat, auf das menschenverachtende kapitalistische System und die Notwendigkeit seiner revolutionäre Überwindung zeigen konnten.
Wir nehmen uns für das kommende Jahr zur Aufgabe aktiv an den von uns kritisierten Punkten zu arbeiten und gestärkt aus dieser Reflektion hervorzukommen.
Es lebe der 8. März!
Für die Befreiung der Frau, für die Befreiung der Gesellschaft!